2020 - Ein Jahresrückblick
Ich glaube, dies ist bereits der dritte oder vierte Jahresrückblick, den ich schreibe. Es ist allerdings der erste, den ich veröffentliche. Und dazu wahrscheinlich der kürzeste von allen. In den vergangenen Jahren half mir die Reflektion, einmal innezuhalten, mir noch einmal bewusst zu machen, was gut lief, worauf ich stolz sein kann. Das kommt manchmal viel zu kurz.
Ich glaube, dies ist bereits der dritte oder vierte Jahresrückblick, den ich schreibe. Es ist allerdings der erste, den ich veröffentliche. Und dazu wahrscheinlich der kürzeste von allen. In den vergangenen Jahren half mir die Reflektion, einmal innezuhalten, mir noch einmal bewusst zu machen, was gut lief, worauf ich stolz sein kann. Das kommt manchmal viel zu kurz. Es gehörte es für mich aber auch immer dazu, aufzuschreiben, was nicht so gut lief. So als Reminder, Dinge anders oder ganz bewusst gar nicht anzugehen. Als ich aber dieses Mal begann, mir Notizen und Gedanken zum vergangenen Jahr zu machen, fiel mir auf, dass alles, was in die Kategorie “Was nicht so gut lief” fallen würde, auf das große böse C-Wort hinauslaufen würde. Und irgendwie bringt uns das doch nicht weiter. Jetzt ist es wichtiger denn je, den Jahresrückblick auf das zu lenken, was in dem vergangenen Jahr gut gelaufen ist, worüber ich mich gefreut habe und was ich gelernt habe. Als Erinnerung, woran ich festhalten sollte.
Als ich anfing, diesen Rückblick tippen, stand hier noch der 31.12. als Veröffentlichungsdatum. Doch dann infizierten Harry und ich uns mit dem Virus, lagen flach, waren schockiert, wie sehr es uns doch mitnahm. Und sind es noch immer. Deshalb erscheint er auch erst jetzt, als das Jahr schon einen Monat alt ist. Und das ist ok so. Denn - was ich zumindest in den letzten Wochen gelernt habe - es ist gut, Sachen langsam anzugehen, sich Zeit zu lassen. Und, dass Gesundheit immer an erster Stelle steht. Nach genau einem Monat bin ich unglaublich dankbar, dass wir so gut wie symptomfrei sind, wieder Sport machen können und uns auch mental wieder gut fühlen.
Was lief gut?
Wenn ich versuche mich daran zu erinnern, was in diesem Jahr gut gelaufen ist, dann kommt mir zuallererst eines in den Sinn. Dieser Blog. So lange wollte ich damit starten, meinen eigenen Blog zu schreiben. In 2020 ist es endlich passiert und darauf bin ich wahnsinnig stolz. Es ist eine Plattform, die mir erlaubt, über das zu schreiben, was mich beschäftigt oder in den Sinn kommt. Und das tut sehr gut.
Gleich zu Beginn des Jahres und vor allem im ersten Lockdown habe ich eine gute Routine aus Yoga und Laufen gefunden. Yoga habe ich schon vorher fast jeden Morgen praktiziert, aber in diesem Jahr habe ich es geschafft, auch das morgendliche Laufen für mich zu entdecken. In einem vorangegangen Newsletter schrieb ich es schon: ich bin kein natural runner. Es gibt diese Menschen, die laufen nie und dann wieder los und direkt 10 km. Zu diesen Menschen gehöre ich nicht. Oh well. Trotzdem konnte ich dank des regelmäßigen Trainings eine gute Routine aufbauen, die es mir nicht nur erlaubt weiter und schneller zu laufen, sonder vor allem mit einem freien, frischen Kopf in den Tag zu starten. Und das ist etwas, das ich nicht mehr missen möchten.
Ebenfalls im ersten Lockdown, im April, habe ich meinen Job gewechselt. Und das gehört definitiv in die Kategorie der Dinge, die gut liefen! Ich bin zwar in der übergeordneten Firma geblieben, habe aber an einen neuen Standort, der zu dem Zeitpunkt kurz vor der Eröffnung stand, gewechselt. Der Job, den ich dort ausüben darf, erfüllt mich jeden Tag mit Freude, das Team ist super, sodass ich mich trotz örtlicher Distanz sehr nah und verbunden fühle.
Mit dem Lockdown kam auch das Arbeiten aus dem Homeoffice. Schon zuvor, in meinem vorherigen Job, war es ab und an gestattet, von zu Hause aus zu arbeiten. Und ich habe es jedes Mal so genossen. Die Ruhe und der Fokus sorgten dafür, Dinge wesentlich schneller von meiner To-Do-Liste streichen zu können. Und das ist etwas, was mich mit großer Zufriedenheit erfüllt. Im neuen Job mit dem Büro in Mainz ist das Arbeiten von zuhause nun auch abseits der Pandemie ein Dauerzustand. Und obwohl ich gemeinsames Kaffee- oder Weintrinken vermisse, genieße ich es doch den Großteil der Zeit. Gleichzeitig erlaubt es mir ebenfalls, auch von London aus zu arbeiten und nicht an einen Ort gebunden zu sein.
Was habe ich gelernt?
Sauerteigbrot zu backen! Und das macht mich sehr glücklich. Es ist kein einfaches Unterfangen und ich kann an zwei Händen nicht abzählen, wieviele Male ich diese irgendwie ja doch lebendige Ding verflucht habe, verzweifelt war, weil es nicht so aussah wie auf Instagram. Mittlerweile habe ich den Dreh aber ganz gut raus. Es ist noch lange nicht perfekt, aber geschmacklich schon einmal sehr nah dran. Und nichts geht über den Duft frisch gebackenen Brots am Morgen, der die ganz Wohnung erfüllt. Die Zeit und Mühe sind es jedes Mal wieder wert.
Ein bisschen ungemütlich musste ich zu Beginn des Jahres lernen, wie wichtig es ist, besonders im Job Entscheidungen zu treffen, die für einen selbst richtig sind und dabei nicht nach links und rechts zu schauen. Gerade in einem Arbeitsumfeld bringt Fairness dir rein gar nichts, wird im worst case nur ausgenutzt und gegen dich verwendet. Wenn du merkst, dass alle Werte, die in Freundschaften zählen - Fairness, Vertrauen, Ehrlichkeit - an deinem Arbeitsplatz nichts wert sind. Unternehmen versuchen sich diese Werte aufzuerlegen und sind teilweise so gut dabei, dass du es ihnen sogar abnimmst. Dabei betiteln sie sich gerne als “Sozialunternehmen”, geben nach der Arbeit mal ein Bier aus. Duzen, umarmen, nicken verständnisvoll. Aber so bald du für den Fortschritt nicht mehr wichtig bist, bist du es ihnen auch nicht mehr. Es fühlt sich an wie Schlussmachen. Wie eine bitterböse Trennung, in der der andere mit Floskeln wie “es liegt nicht an dir, es liegt an mir”, “mir fällt es selbst total schwer” um sich wirft, dabei immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht und nur die Profitabilität und Gewinnmaximierung im Hinterkopf. Ich möchte nicht zynisch sein und auch nicht behaupten, dass es in jedem Unternehmen so sei. Vielmehr bin ich froh, diese Erfahrung gemacht und aus ihr gelernt zu haben. Und im Endeffekt hat sich doch alles zum Positiven gewendet (siehe Was lief gut? Punkt 2.).
Und zum Abschluss noch kurz und knapp: Stricken. Ich habe angefangen zu stricken und das bringt Spaß. Es ist eine entspannende Tätigkeit, dessen Fortschritt man direkt erfährt und vor allem eine gute Ablenkung zur Arbeit vor dem Laptop.
2021 - und jetzt?
Ich kann mich wirklich nicht beschweren. 2020 war ein hartes Jahr, für jeden und jede auf ganz eigene Weise und auch ich hatte Momente der Angst, Trauer und Wut. Trotz alledem haben die schönen Momente doch überwogen. Ich bin unglaublich dankbar für das, was ich habe, für alles, das ich gelernt habe und für jeden Moment, den ich mit lieben Menschen - digital oder persönlich - verbringen durfte.
2021 möchte ich eigentlich nur zwei Dinge schaffen: vollständig nach England umziehen und mich auf meine Gesundheit konzentrieren. Das reicht ja auch eigentlich schon. Wenn ich es dann noch schaffe, an den Dingen, die ich oben aufschrieb, festzuhalten, dann bin ich ziemlich glücklich.