Oktober - 30 werden

Oktober, mein absoluter Lieblingsmonat - obwohl ich mit Sicherheit voreingenommen bin. Es sind nicht nur die bunten Blätter, goldenes Nachmittagslicht oder das Backen, in das ich mich wieder stürze, weshalb der Oktober diesen Titel verdient. Der Oktober ist mein Geburtstagsmonat.

Oktober, mein absoluter Lieblingsmonat - obwohl ich mit Sicherheit voreingenommen bin. Es sind nicht nur die bunten Blätter, goldenes Nachmittagslicht oder das Backen, in das ich mich wieder stürze, weshalb der Oktober diesen Titel verdient. Der Oktober ist mein Geburtstagsmonat. Jeder, der mich kennt, weiß, wie ich meinen Geburtstag liebe. Die fast kindliche Aufregung, die Liebe, ein Grund sich selbst etwas Gutes zu tun und einen Tag - oder vielleicht ein ganzes Wochenende - zu feiern.

Dieses Jahr, war es ein besonderer Geburtstag für mich. Mein 30. Viele Leute, manche mit leichter Sorge in der Stimme, fragten mich im Vorhinein wie mich fühlte, 30 zu werden. “Großartig”, sagte ich und meinte es. Für mich bedeutete es nicht “alt” - ich fühle mich immer noch ziemlich jung - oder langweilig zu werden. Ich freute mich auf das neue Jahrzehnt, das vor mir lag. Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückschaue, dann fühle ich mich wie eine verbesserte Version meines zwanzigjährigen Ichs.

Ich fühle mich weiser, reflektierter, vergleiche mich nicht mehr so viel mit anderen, ich bin fitter und gesünder. Ich fühle mich außerdem jung, spontan, nicht wirklich wie eine Erwachsene, nur dann, wenn es sein muss.

Wenn es so weitergeht, dann kann’s ja nur gut werden.

Die letzten Jahre habe ich meinen Geburtstag oft im Urlaub verbracht und habe es jedes Mal sehr genossen. Wo auch immer wir waren, haben wir uns durch die lokalen Restaurants gegessen, Champagner im Hotelzimmer getrunken, manchmal eine Spa-Behandlung gehabt.

Aber dieses Jahr, für meinen 30., wollte ich in London sein. Und ich wollte feiern! Mein eigentlicher Geburtstag fiel auf einen Samstag - praktisch. Viele Leute in Großbritannien haben nichts dagegen ihren Geburtstag “vor” zu feiern. Tage, manchmal eine ganze Woche vor ihrem eigentlichen Geburtstag. Je nachdem, wie es besser in den Terminkalender passt. Aber ich weiß natürlich, dass das Unglück bringt und würde so etwas nie tun.

Ich entschied mich, in unserem lokalen Pub zu feiern. Harry designte in einigen späten Abendsessions meine Einladung. Ich sendete sie an Freunde und Familie in Deutschland und in London. Die meisten sagten zu.

Die Wochen vor meinem Geburtstag waren voller Aufregung, die mich an meine Kindheit erinnerte, und Planung. Ich dachte über Essen und Getränke und Geburtstagskuchen nach. Ich lud außerdem alle Deutschen zu einem Geburtstagsbrunch ein. Also bestellte ich Croissants und Kaffee, füllte den Kühlschrank mit Käse und Prosecco.

Am Donnerstag vor meinem Geburtstag, machte ich früh Feierabend und begann mit der Vorbereitung. Ich pürierte Kichererbsen zu Hummus und kochte Suppe, bis Johanna an meiner Haustür klopfte. Sie kam direkt vom Flughafen und würde das Wochenende über bei uns übernachten. Umarmungen und pure Glückseligkeit. Nachdem sie ausgepackt hatte, machten wir uns auf den Weg, um zwei weitere Freundinnen, die im gleichen Flieger angereist waren, zum Abendessen zu treffen. Wir genossen die Pasta, aber vor allem das Beisammensein. Es fühlte sich an, als hätten wir uns erst letzte Woche gesehen, obwohl es Monate her war.

Dann mache ich mich auf den Weg, um meine Schwester Pauline von der Liverpool Street Station abzuholen. Ich war ein spät dran und sie wartete am Gleis auf mich, winkte als sie mich sah. Noch mehr Umarmungen. Ein müdes Update im Zug zurück nach Hause. Meinen Geburtstag zu feiern war schon jetzt die beste Idee, die ich in Jahren hatte.

Am nächsten Tag machte ich einen groß Topf Porridge, um die wachsende Anzahl an Menschen in unserem Haus zu füttern. Während Johanna und Harry oben im Büro arbeiteten, setzten Pauline und ich die Vorbereitungen fort. Wir redeten und backten und kochten und genossen die Zweisamkeit. Momente, von denen wir nicht mehr genügend haben. Wir spazierten und ich zeigte ihr meinen neuen Park, mein neues Lieblingscafé, den kleinen Laden, den ich so mag.

Dann musste ich wieder los. Dieses Mal, um meine Eltern abzuholen. Sie versicherten mir, ich müsste sie nicht am Flughafen abholen. Sie hätten das Ganze ja schon einmal gemacht und würden auch alleine ihren Weg in die Stadt finden. Ich traf sie in der London Bridge Station. Mehr Umarmungen. Und Aufregung! Wir nahmen einen Bus, um Harry, Johanna, Pauline und zwei weitere Freunde, die auf dem gleich Flug wie meine Eltern gewesen waren, zum Mittagessen zu treffen. Acht Menschen, die gemeinsam aßen und erzählten und lachten. Mein Herz war schon jetzt so voll. Ich fragte mich, wie es mir am nächsten Tag gehen würde. Würde mein Herz einfach explodieren?

Am Abend waren alle müde und wir beschlossen, früh ins Bett zu gehen. Ich war mir sicher, dass ich sofort einschlafen würde. Aber ich hatte die Rechnung ohne meinen aktiven, nervösen, aufgeregten Kopf gemacht. Rasende Gedanken und pochendes Herz. Ich dämmerte immer wieder weg, wachte wieder auf und war froh, als es Zeit war, aufzustehen. Zumindest waren meine Augen nicht so verquollen, wie ich gedacht hätte! Meine Mutter und Schwester und Johanna halfen mir alles für den Brunch vorzubereiten. Harry ging zum Café, um Brot und Gebäck abzuholen. Und dann kamen alle, die aus Deutschland angereist waren. Nach und nach klopften sie an unserer Tür. Es war so ungewohnt, alle auf einmal in London zu sehen. Ich fühlte mich so dankbar und glücklich und war mir sicher, dass mein Herz nun wirklich überlaufen müsste. Dann setzte langsame Entspannung ein und ich begann zu genießen. Redete, trank Prosecco, aß Croissants, hörte zu.

Am frühen Nachmittag, nachdem alle gegangen waren, fühlte ich mich gut und war gleichzeitig dankbar für eine kleine Pause. Ich hielt einen Mittagsschlaf, fand neue Energie, schnitt Geburtstagskuchen an.

Als es Zeit war, mich für die Party fertig zu machen, stieg auch die Aufregung wieder. Johanna, Harry und ich spazierten zum Pub, die zwei großen silbernen Ballons, die wir am Vorabend aufgepustet hatten, in der Hand. Eine drei und eine Null. Zum Glück waren wir etwas zu früh. Der Pub hatte die Tische nicht so aufgebaut wie besprochen und eine Musikbox gab es auch nicht. Nach monatelanger Arbeit an der perfekten Playlist, war ich enttäuscht. Harry sprang auf ein Fahrrand, um unsere kleine Box von zuhause zu holen. Als er fast da war, kam auf einmal der Pub Manager mit einer großen Box in den Raum. Alles war gut. Durchatmen.

Wie erwartet, waren die Deutschen pünktlich. Ich fühlte mich jetzt entspannter, da ich alle schon morgens gesehen hatte. Dann kamen nach und nach auch meine englischen Freunde an. Sobald fast alle da waren und ich ein paar Gläser Wein getrunken hatten, fühlte ich mich bereit, eine kleine Rede zu halten. Ich hatte nichts vorbereitet. Nur Gedanken in meinem Kopf, die ich aussprechen wollte. Darüber wie dankbar ich für die Liebe meiner und Harrys Familie war, dass so viele die Reise nach London gemacht hatten, wie schön es ist, sich in England so willkommen zu fühlen. Ich bekam nicht viel heraus. Als ich die Musik leiste stellte und an mein Glas klirrte, überkamen mich die Emotionen. Mit Tränen in den Augen schaffte ich ein “Thank you” und erklärte, wo die Teller für die Snacks, die nun auf den Tischen standen, zu finden seien. Jemand rief “We love you” und alle sangen “Happy Birthday”. Ich entspannte, fühlte keine Scham, wusste dass jeder hier aus einem Grund da war.

Was folgte war einer der besten Abende des Jahres. Ich redete mit jedem, stellte Freunde einander vor, tanzte, aß noch mehr Kuchen. Ich hätte nicht glücklicher sein können.

Als wir den Pub verlassen mussten, wollte ich nicht gehen. Ich wollte nicht, dass der Abend ein Ende fand. Aber ich war mir auch sicher: Wenn meiner 30er so beginnen, dann kann ich kaum erwarten, was als nächstes kommt.

Das Beste kommt zum Schluss

In unregelmäßigen Abständen, meist zum Ende eines Monats, versende ich einen kleinen Newsletter mit Updates auf dem Blog und allem, was mich sonst noch so beschäftigt hat.